WAHLKAMPF: Prestige-Duelle in den Wahlkreisen

Vor der Landtagswahl zittern vor allem Minister vor Blamagen im Kampf um die Direktmandate

14.09.2009, 12:17 Uhr

POTSDAM - Die Landtagswahl in zwei Wochen gibt auch Auskunft darüber, welcher Politiker im neuen Landtag mit besonders erhobenem Haupt sitzen kann. Denn 44 der 88 Abgeordneten werden mit Direktvotum des Bürgers ins Parlament geschickt. Die andere Hälfte kommt automatisch über die Landeslisten der Parteien ins Parlament.

Die Blicke richten sich dabei besonders auf das Abschneiden landespolitisch Prominenter. Zuallererst auf die Spitzenkandidaten und die amtierenden Minister. Die fürchten nichts so sehr wie eine Blamage im Wahlkreis durch eine Niederlage gegen einen weniger bekannten Politiker. 2004 traf das unter anderen bei der SPD Steffen Reiche und bei der CDU Jörg Schönbohm und Johanna Wanka.

In dieser Hinsicht besonders umkämpft ist der Wahlkreis 6, zu dem Falkensee (Havelland) gehört. Das brisante Duell ist nicht nur ein Kampf zwischen einer Ex-Ministerin von der CDU und einem amtierenden Minister von der SPD. Die Christdemokratin Barbara Richstein (43) ist die Wahlkreissiegerin von 2004, die ihr Direkmandat gern verteidigen würde. Das hatte sie damals knapp gegen Heiko Müller von der SPD gewonnen, der später Bürgermeister in Falkensee wurde.
 

Ihr Herausforderer jetzt ist Finanzminister Rainer Speer. Der 50-Jährige ist seit 1990 zwar stets in der ersten und zweiten Reihe der Landesregierung, hatte sich aber noch nie um ein Mandat im Land beworben. Speer, bisher für seine eher ruppig-direkte Art bekannt, setzt seit Monaten auf kommunikative Bürgernähe, damit seine Premiere nicht schiefgeht. Einige in der SPD sehen ihn sogar als momentan aktuellen „Kronprinzen“ von Platzeck an. Speer ist – auch als Minister – auffällig oft in Falkensee und Umgebung unterwegs und lässt kaum einen öffentlichen Auftritt aus. Hin und wieder lässt er sich sogar von Ex-Landesvater Manfred Stolpe unterstützen. So laden beide am nächsten Dienstag „zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen“ in den Arbeiter-Samariter-Bund ein.

Richstein wiederum hat sich etwas besonderes ausgedacht: Sie wirbt auf Plakaten mit ihrem kleinen Hund „Felix“, der ihr schon im Landtag nicht von der Seite wich. Auf ihrer Internetseite hat „Felix“ sogar einen „Dog-Blog“ und erzählt dort, was Frauchen im Wahlkampf alles erlebt hat.

Einen spannenden Wahlkampf verspricht auch der Wahlkreis 4. „Platzhirsch“ ist der Linken-Politiker Christian Görke, der 2004 mit mehr als 14 Prozentpunkten Vorsprung den Wahlkreis gewann. Chancen rechnen sich aber diesmal auch CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski und der frühere Bildungsstaatssekretär Martin Gorholt für die SPD aus. Gorholt, der schon 1990 nach Brandenburg kam, soll den Wahlkreis für die SPD zurückerobern, die bis 2004 noch nie verloren hatte.

SPD-Spitzenkandidat Matthias Platzeck tritt erstmals in der Uckermark an. Seine Konkurrentin ist die Chefin der Volkssolidarität Irene Wolff-Molorciuc (Linke), die vor fünf Jahren den Wahlkreis gewann. Im Wissen um ihre schwierige Aufgabe gegen Platzeck, erhielt die Politikerin von ihrer Partei allerdings einen vorderen Listenplatz.

2004 hatte die SPD mit der Zweitstimmen-Kampagne für Platzeck kurz vor Schluss Erfolg. Die SPD gewann knapp vor der PDS. Es gab nur einen Schönheitsfehler: Die PDS gewann im Gegenzug die meisten der 44 Direktmandate. Da die SPD ihre Kampagne jetzt erneut fährt, hofft die Linke auf eine Wiederholung ihrer Erststimmen-Erfolge.