BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT: Im Land Spitze, im Bund Mittelmaß

21.11.2008, 09:38 Uhr

Im Havelland arbeitet fast jeder Dritte freiwillig in Vereinen oder Verbänden

HAVELLAND - Rund jeder vierte Brandenburger engagiert sich ehrenamtlich. Das ergab die repräsentative Studie „Engagementatlas 2009“, die jetzt in Köln vorgestellt wurde. Bundesweit leisten 34 Prozent der Deutschen hochgerechnet rund 4,6 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit pro Jahr.

Im Landkreis Havelland ist etwa jeder dritte Einwohner ehrenamtlich engagiert. Das ergibt sich aus einer Landkarte des ehrenamtlichen Engagements, die von den Statistikern zusammengestellt wurde. Im Bundesvergleich ist das Durchschnitt, im Land Brandenburg sind nur die Kreise Ostprignitz-Ruppin und Elbe-Alster gleich gut bewertet. Im Spree-Neiße-Kreis liegt das Engagement sogar bei 50 Prozent.

Bürgerschaftliches Engagement gibt es in der Region Rathenow auf vielen Ebenen, insbesondere aber in Vereinen und Verbänden, zum Beispiel im Sport und in der Feuerwehr. Zwar belegt die Studie auch, dass ehrenamtliches Engagement Einzelner im Alter nachlässt, doch gibt es im Havelland eine Gruppe, die den Gegenbeweis antreten möchte. Im Kompetenzzentrum für ehrenamtliches Engagement treffen sich in erster Linie Senioren, die sich um das Ehrenamt bemühen.

Dem Ehrenamt komme in Zukunft noch größere Bedeutung zu. Das hatte Rathenows Bürgermeister Ronald Seeger kürzlich erst zum „Tag des Ehrenamtes“ in Rathenow gesagt. Der Rathenower Stadtverwaltung sei es wichtig, ehrenamtliche Arbeit zu würdigen. Daher gebe es den „Tag des Ehrenamtes“.

Barbara Richstein, Landtagsabgeordnete aus Falkensee, stimmen die Brandenburg-Zahlen nicht glücklich: „Die Bemühungen, Menschen für Ehrenämter zu gewinnen, müssen intensiviert werden“, sagte sie. Das Land Brandenburg liegt im Vergleich der Bundesländer auf dem 14. Rang. Lediglich Bremen und Berlin haben prozentual weniger Ehrenamtliche. Noch schlimmer ist: Brandenburg fiel in den vergangenen vier Jahren bundesweit von Platz 8 auf Platz 14 zurück. Aber die Studie zeige auch, dass Brandenburg „über viele Menschen verfügt, die bereit sind, sich zu engagieren“. Hier liege das Land im Bundesdurchschnitt immerhin noch auf Platz fünf.

Für den „Engagementatlas 2009“ befragte das Institut Prognos 44 000 Menschen ab 16 Jahren. Mehr als ein Drittel aller Bürge engagiert sich im sozialen Bereich. Die Leistungen entsprechen einer Arbeitszeit von 3,2 Millionen Vollzeitbeschäftigten.

Besonders auffällig sind regionale Unterschiede innerhalb der Bundesländer: In einigen Landkreisen liegt die Engagementquote bei über 50 Prozent, in anderen unter 20 (zum Beispiel in Brandenburg der Landkreis Dahme-Spreewald). Was die Statistiker für bemerkenswert halten ist das Stadt-Land-Gefälle. Wo weniger Infrastruktur vorhanden ist, steigt das ehrenamtliche Engagement, was man auch im Westhavelland nachvollziehen kann.