Einzig die CDU als politische Partei feierte gestern im Landkreis Elbe-Elster den Tag der deutschen Einheit öffentlich. Der Stadtverband hatte in die "Erholung" nach Finsterwalde eingeladen, und dem Ruf folgten Gäste aus dem gesamten Landkreis. Unter den Anwesenden waren auch die Landtagsabgeordneten Wilfried Schrey und Frank Werner, als Festredner fungierten die stellvertretende Landesvorsitzende Barbara Richstein und der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Stübgen.
Allerdings kam dieser mit einer nicht unerheblichen Verspätung, hatte er doch am Vormittag einen Gastauftritt bei der CDU in Pasewalk. Bei Blasmusik und Freibier, alles ähnelte einem politischen Frühschoppen, vertrieben sich die Gäste aber die Zeit. Dann trat Barbara Richstein ans Mikrofon. Sie löste ein Versprechen aus dem vergangenen Jahr ein und trat im Dirndl auf. "Damit will ich natürlich auch demonstrieren, dass es noch Politiker gibt, die Versprechen einlösen", begann sie betont locker. "Ja, wir haben etwas zu feiern. Für uns ist der Tag der deutschen Einheit ein Freudentag. Umso betrüblicher ist es, dass dies andere politische Gruppierungen im Land nicht so sehen".Dabei kritisierte sie, dass es nach 17 Jahren wieder eine Form der "Geschichtsklitterung" gebe und sich nicht wenige Menschen die Mauer wieder zurückwünschen würden. "Dies ist eindeutig der falsche Ansatz", so Richstein. "Jeder muss heute für sich selbst hinterfragen, was er hat, was er darf und was er machen kann, was vor der Einheit keine Selbstverständlichkeit war". Dabei verhelte sie nicht, dass es noch jede Menge Probleme zu lösen gebe und die Einheit längst noch nicht vollkommen vollzogen sei.
Kritik gab es dann an den eigenen Leuten. "Die CDU erklärt diesen Tag zum Freudentag, doch selbst ist sie im Land zerstritten. Was wir brauchen ist wieder mehr Geschlossenheit und klar definierte Ziele. Zwietracht bringt uns einfach nicht weiter". Ihre Hoffnung setze sie dabei auf den Parteitag Anfang November, auf dem ein neues Programm verabschiedet wird.
In richtiger Feier- aber auch Kampfstimmung präsentierte sich dann der Kreisvorsitzende, Michael Stübgen. Er warnte eindringlich vor "politisch motivierten Geschichtsfälschern, die schon wieder am Werk sind." Die untergegangene DDR brandmarkte er als "eine Diktatur, einen Unrechtsstaat, der Menschen eingesperrt, eingemauert hat und Tausende um ihre Chancen und ihre Zukunft gebracht hat."
Den Tag der deutschen Einheit, die Einheit überhaupt, sehe er eindeutig als einen Glücksfall und eine große Chance in der deutschen Geschichte. "Wichtig für uns, die wir die Zukunft gestalten wollen, ist aber auch, dass wir die Vergangenheit verstehen und die richtigen Lehren daraus ziehen." In diesem Zusammenhang machte er darauf merksam, dass im kommenden Jahr die erste Generation "politisch volljährig" wird, die die deutsche Spaltung nicht mehr physisch miterlebt hat. Umso größer sei die Verantwortung, die bei den Politikern liege, die deutsche Teilung, die DDR, so darzustellen, wie sie wirklich war. Michael Stübgen ist heute schon wieder live zu erleben. Auf Einladung des Stadtverbandes der CDU Doberlug-Kirchhain erklärt er im Hotel Rose während einer moderierten Podiumsdiskussion, warum er gern Kreisvorsitzender bleiben, und Frank Werner erklärt, warum er es gern werden möchte. Es bleibt also spannend in der Elbe-Elster-CDU. Und bis zum Parteitag auf Kreis- und im November auf Landesebene werden noch einige Weichen gestellt werden.