Duell um brandenburgischen CDU-Landesvorsitz | Partei in Frage der Nachfolge von Jörg Schönbohm gespalten - Einfluß des Generalsekretärs wächst

23.03.2006, 10:57 Uhr

Potsdam - Bei der Nachfolge von CDU-Landeschef Jörg Schönbohm im nächsten Jahr könnte es hinter den Kulissen auf ein Duell zwischen dessen Kronprinz Ulrich Junghanns und Generalsekretär Sven Petke hinauslaufen. Nach Informationen dieser Zeitung ist die Partei gespalten: So ist Wirtschaftsminister Junghanns durchaus nicht die Zustimmung aller Kreisverbände sicher. Einige einflußreiche Unionsvertreter favorisieren statt des Duos Junghanns (als künftiger Landeschef ab 2007) und Kulturministerin Johanna Wanka (als Spitzenkandidatin 2009) den rührigen Generalsekretär Sven Petke und die in der Partei sehr beliebte Ex-Justizministerin Barbara Richstein an der künftigen Spitze.

Für Junghanns spricht vor allem, daß er der - wenn auch noch nicht offiziell bestätigte - Wunschkandidat Schönbohms ist. Der 49jährige Junghanns gilt in der Partei als integer und teamfähig und durchaus in der Lage, die vor Schönbohms Amtsantritt heillos zerstritten gewesene Union zusammenzuhalten. Auch wenn der frühere Unternehmer aus Frankfurt (O.) derzeit im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die öffentliche Auftragsvergabe an seine Ex-Firma GreenWay ohne Ausschreibung angeschlagen ist, haben ihm die eigene Partei wie auch die SPD unter Regierungschef Matthias Platzeck das Vertrauen ausgesprochen. Der Koalitionspartner SPD setzt vor allem auf Junghanns als Nachfolger Schönbohms. Der "Uli" gilt als zuverlässig und berechenbar. Auch wenn der Ex-Funktionär der Bauernpartei der DDR aufgrund seiner oft geschraubten Ausdrucksweise nicht gerade für verständliche Kommunikation bekannt ist, funktioniert der menschliche Draht.

In den Augen vieler Parteifreunde käme aber auch Generalsekretär Sven Petke als Landeschef in Frage. Ihm verdankt die CDU die überfällige inhaltliche Offensive; als Konsequenz auf die Wahlniederlagen in Folge versucht der 38jährige, die Union wegzutrimmen vom alleinigen Image der Partei der Sicherheit hin zu mehr sozialem Gewicht. Dafür besucht der innenpolitische Hardliner als Generalsekretär neuerdings sogar Kitas, nachdem er gegen Schönbohms Linie noch vor der Bundespartei ein kostenloses Kindergartenjahr und einen Platz für alle Kinder forderte.

Während Junghanns bislang keine Akzente in der Partei gesetzt hat und auch als Wirtschaftsminister angesichts des geringsten Wirtschaftswachstums aller Länder keine Erfolge aufweisen kann, wird Petke als ein Mann gelobt, der etwas bewegt. Sein großer Nachteil jedoch ist, daß er anders als Junghanns nicht das Etikett "Integer" trägt. Der rhetorisch begabte Petke gilt als schlau und umtriebig, aber auch als wenig wahrheitsliebend und unberechenbar. Geschickt zieht der frühere Verfassungsschützer im Hintergrund seine Fäden. Das hat ihm auch den Verdacht eingebracht, er würde hinter den Negativ-Schlagzeilen über die Ex-Firma von Schönbohms Kronprinzen stecken, was er vehement zurückweist.

Schönbohm, der auch aufgrund der Kritik an seiner eigenen Person im Bundestagswahlkampf die Konsequenzen zieht und vorzeitig den Landesvorsitz abgibt, kann kein Interesse an der Zuspitzung der Personaldebatte haben. "Schönbohm muß es gelingen, das von ihm propagierte Team an der Spitze auch wirklich zu bilden", sagt ein führendes CDU-Mitglied. Derzeit herrscht zwischen den Akteuren großes Mißtrauen. Petkes Gegner wollen ihn für die Zeit nach Schönbohm wegloben. Doch es wird schwierig angesichts der Machtverhältnisse in der Partei, an ihm vorbeizukommen.

Um gewählt zu werden, braucht Junghanns auch die Unterstützung mächtiger Kreisverbände, die Sven Petke weiter eine wichtige Rolle zuschreiben - und sei es als Generalsekretär, als der er an der Parteibasis unübersehbar punktet. Mit den von ihm organisierten Veranstaltungen beschert er der CDU volle Häuser und richtet frustrierte Parteimitglieder auf. Die Serie von Wahlniederlagen hat bei ihnen tiefe Wunden hinterlassen. Allein mit dem auch in der Koalition auf Harmonie geeichten Junghanns an der Spitze, so fürchten viele, käme die Union nicht aus ihrem Tief.