Stefan Kuschel über die ehrgeizigen Ziele von Barbara Richstein

Taktik

23.04.2010, 17:15 Uhr | Märkische Allgemeine Zeitung, Stefan Kuschel

Mal angenommen, Barbara Richstein wäre ein Mann – würde dann irgendjemand öffentlich darüber spekulieren, sie habe zu viele Ämter und Mandate angehäuft? Und ihr unterstellen, sich zu verzetteln und nur noch oberflächlich präsent zu sein? Wohl kaum. Starke Frauen, die nach Macht und Führung streben, sind in einer männlich dominierten Lebenswelt vielen Männern leider immer noch ein Gräuel. Zu spüren bekommt das auch die Vorzeigefrau der Falkenseer CDU – ein äußeres Symptom, das keinen persönlichen Bezug aufweist. Dass sich die frühere Justizministerin, die bei Landtagswahlen zwei Mal ein Direktmandat errang, nun in Potsdam in den Ring wagt, zeugt von ihrem großen Selbstbewusstsein. Zeitgleich aber womöglich auch noch nach dem Landesvorsitz der CDU zu greifen und sich zur Vorsitzenden des zweitgrößen Falkenseer Sportvereins wählen zu lassen, das setzte auch den stärksten Mann dem Verdacht der Fehleinschätzung aus. Weder ein Wahlkampf in der Landeshauptstadt noch ein Parteivorsitz sind Aufgaben, die sich mit der linken Hand bewältigen lassen. Sie erfordern eine Menge Kraft und Zeit. Und ein kluger Sportler weiß: Für einen Sieg bei einem Wettkampf ist nicht nur Kondition vonnöten, sondern auch eine durchdachte Taktik.