FALKENSEE / POTSDAM - Die Namen der Ortsteile klingen aus ihrem Mund noch etwas irreführend. Wer Barbara Richstein (CDU) zum Beispiel „Berliner Vorstadt“ sagen hört, ist geneigt, an ihren Wohnort Falkensee zu denken. Tatsächlich meint sie Potsdam. Dort wird die 44-Jährige im Herbst als Oberbürgermeisterin kandidieren, was nunmehr amtlich ist. „Potsdam hat einen bürgerlichen OB verdient“, sagt Barbara Richstein.
Sie gibt sich selbstbewusst gegenüber ihren vermutlichen Herausforderern, Amtsinhaber Jann Jakos (SPD) und Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke). Das viel zitierte „Kopf-an-Kopf-Rennen“ der beiden vor acht Jahren ist aus ihrer Sicht gar nicht so eng gewesen. Knapp sei die Entscheidung nur im zweiten Wahlgang ausgefallen. Im ersten aber habe Jakobs klar in Front gelegen, wenn auch ohne ausreichende Mehrheit. Diesmal will Barbara Richstein die Nase vorne haben. Gelingen soll das mit einem Wahlprogramm, das dem „enormen Entwicklungspotenzial und den soziostrukturellen Strängen Potsdams gerecht wird“, wie sie sagt.
Sie sitzt im Landtag, im Kreistag und in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung (SVV). Dort hat sie den Fraktionsvorsitz an Daniela Zießnitz abgegeben, bleibt aber Stellvertreterin. Sie ist europa- und medienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Landtag und Vorsitzende des Europaausschusses. Sie erwägt, sich für den Landesvorsitz ihrer Partei zu bewerben, den Vizeposten hat sie inne. Noch immer praktiziert sie als Anwältin, wenn auch „nur in geringem Umfang“. Zudem will sich die Fußballanhängerin und Marathonläuferin heute zur Vorsitzenden des SV Falkensee-Finkenkrug (FF) wählen lassen. „Ich bin gefragt worden, und ich denke, dass ich eine gute Vorsitzende sein kann.“
Roger Lewandowski, Falkenseer CDU-Chef, sieht Barbara Richsteins Sprung nach Potsdam mit gemischten Gefühlen. „Wir fühlen uns geschmeichelt, dass man es ihr zutraut, Oberbürgermeisterin zu werden. Aber es wäre ein Verlust, wenn sie Falkensee verlassen würde.“ Dass ihre Reputation in Potsdam Schaden nehmen könnte, glaubt er nicht: „Man sollte das Fell nicht verkaufen, bevor der Bär erlegt ist.“
Auch Bürgermeister Heiko Müller hat seine Sicht auf Barbara Richstein. „Dass sie in Potsdam gegen die Schwergewichte von SPD und Linken gewinnt, ist weniger wahrscheinlich für eine CDU-Frau, die nicht mal in Potsdam wohnt.“ Den Rückzug aus dem Fraktionsvorsitz in der SVV nennt er „bedauerlich, weil die Zusammenarbeit gut funktioniert hat“.
Direkt gewählt:
Die Oberbürgermeister-Wahl in Potsdam findet am 19. September statt.
Barbara Richstein wohnt seit elf Jahren in Falkensee. Bei der Landtagswahl 2009 errang sie das Direktmandat im Wahlkreis Falkensee, Dallgow-Döberitz, Schönwalde-Glien gegen Minister Rainer Speer (SPD). 2004 setzte sie sich gegen Heiko Müller (SPD) durch. Im Landtag ist sie seit 1999.