CDU-Kreisvorsitzende nach turbulenter Aussprache wiedergewählt

POLITIK: Reiche gewinnt knapp

02.04.2011, 09:48 Uhr | Märkische Allgemeine Zeitung / Jan Bosschaart

Katherina Reiche ist als Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes knapp wiedergewählt worden. Sie erhielt auf einer Parteiversammlung gestern Abend 97 Stimmen, ihr Herausforderer Andreas Ehrl lag mit 91 Stimmen nur knapp dahinter. Reiche nahm die Wahl an und erklärte, sie wolle um das Vertrauen jener, die sie nicht gewählt hatten, werben. Vorausgegangen war eine in Teilen heftige Debatte. Der überwiegende Teil der Redner übte in der Aussprache scharfe Kritik an Reiche, lastete ihr das schlechte Abschneiden der CDU in der letzten Kommunalwahl (11,7 Prozent) und beim Oberbürgermeisterwahlkampf (10,5 Prozent) an. Stadtverordnete Maike Dencker sprach von einem „verpesteten Klima“ im Kreisverband, das von „Mobbing, übler Nachrede und Fertigmachen“ gekennzeichnet sei.

Eine ähnliche Diagnose, aber aus anderer Perspektive stellte Barbara Richstein, die im Oberbürgermeisterwahlkampf für die Christdemokraten angetreten war: „Es gibt einige, die ihre Energie nur darin investieren, zu meckern, zu intrigieren und zu spalten“, das nutze aber nur den anderen Parteien. Richstein sah nicht Reiche als die Schuldige, sondern als die Leidtragende dieses Umgangs miteinander. Sie empfahl, erneut für Reiche zu stimmen: „Ein neuer Vorsitzender bringt keinen Frieden. Frieden kommt nur, wenn einige aufhören, nach außen nett zu sein und hintenherum zu stänkern.“

Reiche sagte in ihrem Rechenschaftsbericht, sie könne nur so stark sein wie der Kreisverband, der hinter ihr stehe. Kritik sei „okay, sollte aber mit Engagement untersetzt sein“. „Aufbruch und Geschlossenheit“ gab sie als Motto für ihre zweite Amtszeit aus.

Der 45-jährige Andreas Ehrl hatte versucht, sich als neutraler Kandidat des Ausgleichs zu präsentieren. Man brauche auf kommunaler Ebene keine Berufspolitiker, der Bürger müsse wieder Mittelpunkt des Handelns des Kreisverbandes werden, sagte der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung und Chef mehrerer Autohäuser. Als Weltklasse-Wasserballer bringe er Stärken wie Teamfähigkeit, Disziplin und Durchhaltevermögen mit. Gegen die rhetorisch versiertere Reiche wirkte seine Vorstellung dennoch holprig, und so gingen Ehrl offenbar entscheidende Stimmen verloren. Für einen Stellvertreterposten wollte er nach seiner Niederlage nicht kandidieren.

„Der Riss in der Kreis-CDU ist damit für zwei weitere Jahre konserviert“, sagte ein enttäuschtes Parteimitglied nach der Wahl. Die Kluft zwischen einzelnen Ortsverbänden, zwischen dem Kreisverband und der Fraktion im Stadtparlament sei nun noch tiefer geworden.