Erste Fachstelle für die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen

BERATUNG: Neue Chance für Migranten

28.09.2011, 09:32 Uhr | Märkische Allgemeine Zeitung / Sebastian Scholze, Ildiko Röd)

POTSDAM / TEMPLINER VORSTADT - Es ist ein Novum, das positive Effekte für den unter Fachkräftemangel leidenden Arbeitsmarkt haben könnte und die Berufsperspektiven von Nicht-EU-Ausländern stark verbessert: In Potsdam wird ab Anfang November erstmals eine Landesberatungsstelle als Fachstelle für die Anerkennung von Berufsqualifikationen eröffnet, die im Ausland erworben worden sind. Das sagte die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, Karin Weiß, gestern in der Staatskanzlei am Rande eines Empfangs zur Interkulturellen Woche. Die Fachstelle mit drei Mitarbeitern hat ihren Sitz in der Heinrich-Mann-Allee 103 und wird aus Bundesmitteln finanziert, so Weiß. Damit reagiert man in Brandenburg auf das Bundesgesetz zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen, das im Frühjahr 2012 in Kraft tritt.

Dies bedeutet eine Zeitenwende für die Zukunftschancen vieler Migranten: „Es geht darum, allen Zugewanderten den Zugang zu einem Anerkennungsverfahren für ihre Berufsqualifikationen zu ermöglichen“, so Weiß. Bislang hatten meist nur EU-Ausländer einen Anspruch auf ein Anerkennungsverfahren.

Das Besondere an der neuen Regelgung: Es geht nicht nur um „reglementierte Berufe“ wie Arzt oder Krankenschwester. Auch „nicht reglementierte Berufe“ – etwa Buchhalter – werden auf ihre Gleichwertigkeit hinsichtlich deutschen Standards eingeschätzt. Dies gibt potenziellen Arbeitgebern Vergleichsmöglichkeiten bei der Qualifikation an die Hand. Laut Weiß sollen in der Fachstelle auch Mitarbeiter von Jobcentern oder Migrationsberatungsstellen für die neuen Gesetze qualifiziert werden.

Zum Auftakt des Empfangs – eingeladen hatte das Aktionsbündnis gegen Fremdenfeindlichkeit; unter den Gästen Bürgermeister Burkhard Exner, die Integrationsbeauftragte Magdolna Grasnick, die europapolitische Sprecherin der Brandenburger CDU, Barbara Richstein – mahnte Generalsuperintendentin Heilgard Asmus zum Hinschauen, unter anderem „auf das vertuschte Massensterben an den Außengrenzen der EU“. Passend die Aufführung des Grips-Theaters: „SOS for Human Rights“ (SOS für Menschenrechte).