Märchen, Mehdorn, Männersprache

Lesung zum Ausklang der Frauenwoche

12.03.2013, 11:14 Uhr | Märkische Allgemeine / Judith Meisner

FALKENSEE Mit einem launigen Abend ging die Brandenburgische Frauenwoche zu Ende: Sechs Politikerinnen hatten das spannendes Programm "Starke Stimmen - Falkenseerinnen lesen vor" zusammengestellt und trugen es am Sonnabend in der Stadtbibliothek Falkensee vor. Bekannt waren die Texte im Vorhinein nicht, so dass sich das Publikum auf Überraschungen freuen konnte.

 
 

Das gelang Eva-Marie Geist als Stadtverordnete der Linken auch ganz wunderbar mit der Bundestagsrede von Loriot. Da reihten sich die für Politiker typischen Worthülsen sinnlos aneinander. Über Stilblüten wie "konzentrierte Beinhaltung des Parteiprogramms" freute sich das Publikum sehr.

Ines Jesse, Dezernentin der Stadtverwaltung, hatte einen Aufsatz von Désirée Nick mitgebracht. In dem Buch "Was unsere Mütter uns verschwiegen haben" rechnet die zwischen Berliner Barbie und studierter Theologin oszillierende Autorin mit der romatischen Liebe ab. Sie gehöre verbannt ins Märchenreich der Gebrüder Grimm. 

In den sozialen Netzwerken hatte die Landtagsabgeordnete der Grünen, Ursula Nonnemacher gestöbert. Sie las den Facebooktext "Franzi macht Schluss". Wer nun einen mäßig appetitlichen Abschiedsbrief einer Pubertierenden erwartet hatte, konnte aufatmen: Es ging um den charmant verpackten Ärger einer Bahnnutzerin. Damit waren den satirischen Anknüpfungspunkten zum neuen Flughafen- und alten Bahn-Chef Hartmut Mehndorn Tür und Tor geöffnet. Da war frau sich einig: So einen Scherbenhaufen wie den Flughafen BER kriegt ein Mann doch nie aufgeräumt. 

Ebenfalls einen "männlichen" Text las Barbara Richstein: "Hochzeit mit Ginger Rogers" von Frank Goosen. "Ich finde es beeindruckend, dass Männer so ganz ähnliche Gedanken und Gefühle beim Thema Heiraten haben", sagte die CDU-Landespolitikerin. Die Publikation "Das Deutsche als Männersprache" klang sehr theoretisch, doch Brigitte Winkler, Leiterin des Falkenseer Kita-Museums, hatte einen Text von Luise Pusch ausgesucht mit dem schönen Titel "Die Menstruation ist bei jedem ein bisschen anders". Na, dann...

Daniela Zießnitz griff ins heimische Bücherregal und wählte einen Klassiker aus: "Das kunstseidene Mädchen" von Irmgard Keun, erschienen 1932. Damals hieß Glamour noch Glanz. "Ich will ein Glanz werden" ist das Motto der nach Höherem strebenden Heldin. "Der Text ist immer noch ganz aktuell. Seltsam, wie wenig sich bei den ganz jungen Frauen verändert hat", sagte Daniela Zießnitz, CDU-Fraktionsvorsitzende in Falkensee.

Das Publikum amüsierte sich königlich und applaudierte begeistert. Einer der wenigen Männer - Hans-Peter Pohl - sagte: "Es ist schön zu sehen, wie Frauen über sich selbst lachen können!"