In der Duncker-Oberschule hat es am Freitag erstmals seit Jahren wieder einen Präventionstag gegeben

Vorbeugen fürs Leben

23.03.2013, 09:47 Uhr | Märkische Allgemeine / Bernd Geske

RATHENOW - Zur Eröffnung sprach die Rathenower Bundestagsabgeordnete Diana Golze (Linke) und eine Diskussion über Sucht und Gewalt leitete die einstige Potsdamer Justizministerin Barbara Richstein (CDU). Die Oberschule Johann Heinrich August Duncker hatte gestern hochrangige Vertreter des öffentlichen Lebens zu Gast, als sie erstmals seit einigen Jahren wieder einen Präventionstag organisierte. Doch auch einige der eher unscheinbaren Besucher vermochten es, die Mädchen und Jungen zu beeindrucken.

 

Mit dem Wort Prävention sind laut Lexikon vorbeugende Maßnahmen gemeint, mit denen unerwünschte Ereignisse oder Entwicklungen vermieden werden sollen. Wenn Jugendliche in diesem Sinn angesprochen werden, geht es meist um Drogen, Gewalt, Verbrechen und Sexualität. Ungewöhnlich nahe kam den Schülern der 7. bis 10. Klassen der 18-jährige Dominik, der gegenwärtig ein freiwilliges Jahr in der Fazenda „Gut Neuhof“ in Markee bei Nauen verbringt.
 
Schon wegen seines Alters und mit seiner jungenhaften Art wäre er unter den Schülern fast gar nicht aufgefallen. Was er aber zu berichten hatte, war weniger normal. Mit zwölf Jahren habe er angefangen, „Gras“ (Haschisch) zu rauchen und vermehrt Alkohol zu trinken, erzählte Dominik. Er komme aus Bayern und sei ein Russlanddeutscher. Alle Arten von Drogen, die es so gebe, habe er genommen. Er zählte auf: Extasy, Marihuana, Heroin, Koks und auch Crystal – allgemein als Horrordroge bekannt.
 
Am Anfang habe er alles ganz locker gesehen, sagte Dominik ganz offen, doch eigentlich sei alles immer schlimmer geworden. Er habe zwei Freundeskreise gehabt. Einmal die Guten, die er immer öfter belogen und betrogen habe, und dann die Schlechten, die immer mehr Einfluss auf ihn bekamen. Er habe sich oft geschlagen und Verbrechen begangen. Ein Richter habe ihn schließlich vor die Wahl gestellt, in den Jugendknast zu gehen oder ein Jahr „freiwillig“ auf Gut Neuhof zu leben. Ein halbes Jahr sei er nun schon dort, sagte Dominik. Und er machte den Eindruck, als wolle er nicht wieder zurück in sein altes Leben. In anderen Gesprächsrunden ging es um Jugendstrafrecht, Rechtsextremismus und Vandalismus oder auch Leben in Afrika. Eine Vertreterin des Jugendamtes sprach mit den Mädchen über Schwangerschaftsverhütung.
 
Sport konnte auch getrieben werden, die Kreissportjugend hatte ein Streetsoccerturnier organisiert. Jutta Schütze vom Tierschutzverein stellte ihre ehrenamtliche Arbeit, das Tierheim und das Berufsbild Tierpfleger vor.
 
Die Blicke auf sich zog der einzige vierbeinige Gast – ein Hund. Annette Gombert vom Verein Horizont hatte ihre Australian-Shepherd-Hündin „Lea“ mitgebracht. Sie stellte das Projekt „Helfer auf vier Pfoten“ vor und sprach mit den Jugendlichen über den Umgang mit Tieren. Selbstverständlich durfte Hündin Lea sich während dessen im Raum frei bewegen. Sie besuchte alle Mädchen und Jungen in der Runde, ließ sich von ihnen wechselseitig anlocken und kraulen.
 
Zur Eröffnung hatte Diana Golze gesagt, sie finde an diesem Präventionstag interessant, dass die Themen so breit gefächert seien. Das sei besser, als ein dickes Buch aufzuschlagen. „Lernt eure Rechte und Möglichkeiten kennen“, forderte sie die Jugendlichen auf, „und lernt, auch mal nein zu sagen.“ Etwa zu Gewalt und Drogen.
 
Schulleiter Thomas Winterfeldt befand, das sei ein guter Tag. Die Schule habe auch die Aufgabe, junge Menschen auf das Leben vorzubereiten. Seine Eltern hätten immer gesagt, vorbeugen sei besser als heilen. Und um mit einem Präventionstag so etwas zu tun, sei der letzte Schultag vor den Osterferien gerade recht.