Überflug im Minutentakt

10.05.2013, 10:51 Uhr | Falkenseer Stadt-Journal /bvs

An vielen Abenden im Jahr fliegen die Maschinen im Minutentakt über Falkensee und Dallgow hinweg, fast immer diagonal von Südwest nach Südost, wenn sie im Landeanflug auf  den Flughafen Tegel sind und in der Gegenrichtung, wenn sie in Tegel gestartet sind. 

Nach Start in Tegel und Abheben in Richtung Westen hören die Seegefelder Anwohner die Triebwerke mit rund 62 bis 71 Dezibel (db/A) aus 1.300 bis 
mehr als 2.000 Meter Höhe. Im Landeanflug haben sich die Maschinen auf dem sogenannten Leitstrahl einsortiert und überqueren den Falkenseer Stadtteil in einer Höhe von 750 bis 850 Metern. Dabei sind sielauter: Nämlich zwischen 68 und 72 Dezibel (db/A). 

Anwohner in Falkenhöh, Seegefeld-Ost und Dallgow erleben leicht höhere Belastungswerte, Anwohner in Finkenkrug (zum Beispiel an der Friedrich-EngelsAllee) hören Landungen in Richtung Tegel mit knapp 60 Dezibel (db/A) aus 1.300 Metern Höhe und Starts aus 2.200 Metern Höhe mit einer Lautstärke von etwa 55 Dezibel (db/A). 

Die Lautstärke ist die eine Seite der Geschichte, die andere sind die Anzahl der Überflüge: Das Flugroutenradar des Fluglärmdienstes, wie es in der Berliner Morgenpost veröffentlich wurde, weist im Zeitraum von März 2012 bis März 2013 insgesamt rund 99.500 Flugbewegungen über Dallgow-Döberitz und über Falkensee auf, knapp 1.100 davon sind Nachtflüge. Pro Monat sind das also durchschnittlich 8.300 Tag- und 83 Nachtflüge. „Im Juni, Juli und August 2012 gab es Genehmigungen für 100 Nachtflüge, die wenigsten Genehmigungen wurden im Februar 2013 ausgestellt, nämlich 34“, bestätigt jüngst der Berliner Kurier. Mehr als die Hälfte der Nachtflüge sind Maschinen,  die verspätet landen (ca. 58%), der Rest teilt sich auf in Post- und Ambulanzflüge (ca. 37%). Ein geringer Anteil sind Regierungsflüge (5%). 

Die Nachtflüge haben nach Aussage der Falkenseer Grünen seit vergangenem Sommer 2012 zugenommen, und deswegen forderte deren Fraktion in der vergangenen SVV in einem Antrag, dass sich Falkensees und Dallgows Bürgermeister bei der Flughafengesellschaft bzw. dem Land Brandenburg für  eine strikte Einhaltung des Nachtflugverbotes einsetzen sollten. „Lärm macht krank“, begründete Fraktionsvorsitzende Ursula Nonnemacher, MdL.  Unterstützt wurde sie von den Linken:  Es gäbe immer wieder Überlegungen, Tegel auch nach BER-Eröffnung in Betrieb zu lassen, da müssten jetzt „Pflöcke eingeschlagen werden“, sagte Norbert Kunz. Ein Volksbegehren gegen Nachtflüge ab BER/Schönefeld in Brandenburg wurde im Dezember 2012 mit mehr als 100.000 Stimmen verbindlich abgeschlossen. 

Die Falkenseer SPD stimmte für den  Antrag, die Fraktion von CDU dagegen. Der CDU waren Inhalte im Antrag nicht detailliert genug dargestellt, erklärte Fraktions-Vize Barbara Richstein, MdL. Die Landtagsabgeordnete lässt derzeit prüfen, ob das Land Brandenburg für die Belastung durch den Flughafen Tegel Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen hat, beziehungsweise plant. Auch die FDP konnte sich mit dem Antrag nicht anfreunden: Die Flugzeuge flögen nicht aus „Jux und Dollerei“, da säßen auch Urlauber drin und „irgendwann sitzen wir auch mal drin“, argumentierte Eckhardt Lindner. 

Man darf gespannt sein, ob und wie  lange Fluglärm noch ein Thema bleibt. 
Wie es weitergeht: Der Berliner Senat hat mittlerweile einen Masterplan für Tegel aufgelegt, nachdem der Flughafen nach BER-Eröffnung geschlossen und umgebaut werden soll.

Als Zeitraum dafür wird das Jahr 2015 angepeilt. Aber die Berliner Terminplanungen und Absichtserklärungen bei großen Bauprojekten kennt man ja zur Genüge.