Das brandenburgische Bildungsministerium hat alle Schulen im Land aufgefordert, Klassenfahrten im kommenden Jahr zu streichen.
Der Hintergrund ist ein Urteil des Verwaltungsgerichtes in Frankfurt/Oder. Die Richter hatten einem Lehrer Recht gegeben, der gegen die gängige Praxis geklagt hatte, dass Lehrer ihre Reisekosten bei Klassenfahrten aus eigener Tasche bezahlen müssten und nur zu einem geringen Teil (rund 20 Prozent) von der Schule bezuschusst werden.Diese Verfahrensweise ist in anderen Bundesländern bereits nach entsprechenden Gerichtsurteilen zu den Akten gelegt worden. In Brandenburg müsse die Klassenreise-Praxis erst einmal, so ließ das Bildungsministerium nach dem Urteil verkünden, neu geregelt werden.
Deftige Kritik zum derzeitigen Fahrten-Stopp kommt von der CDU. „Klassenfahrten sind so zu behandeln wie Dienstreisen“, erklärt Stadtverbandsvorsitzender Roger Lewandowski, „die müssen natürlich komplett bezahlt werden.“ Für Barbara Richstein, CDU Landtagsabgeordnete, ist die Reaktion auf das Urteil „ein klares Zeichen von Inkompetenz.“ Das Bildungsministerium hätte sich aufgrund der bundesweiten Rechtslage schon lange auf eine Neuregelung einstellen müssen: „Und jetzt wird der Fehler auch noch auf den Schultern der Schüler abgeladen.“
Ähnliche Töne kommen auch von der Lehrergewerkschaft GEW: Klassenfahrten seien pädagogisch sinnvoll und erwünscht, wird Landeschef Günther Fuchs in der Berliner Zeitung zitiert, er fordert das Ministerium auf, das notwendige Geld dafür zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind im Landeshaushalt 150.000 Euro pro Jahr eingeplant als Zuschuss für Klassenfahrten. Das reiche pro Schule im Land für 150 bis 160
Euro, so Fuchs. Seiner Meinung nach seien zwei Millionen Euro notwendig; man müsse als Klasse ja nicht unbedingt nach New York reisen…
Kurz vor Redaktionsschluss war zu erfahren, dass das Ministerium an einer neuen Regelung arbeite. Außerdem dürften genehmigte und bereits fest gebuchte Fahrten durchgeführt werden.